Edmund A. Spindler
Obwohl das Buch „Zu Besuch bei Edvard Munch in Ekely – 1927“ nur 56 Seiten dick ist, macht es einen starken Eindruck. Und das hängt mit den Akteuren rund um die Publikation zusammen.
Vier Namen prägen das Büchlein:
- Edvard Munch, um den es in dem Buch inhaltlich geht,
- Curt Glaser, der den einfühlsamen Hauptteil geschrieben hat,
- Andreas Strobl, der das informative Nachwort formulierte und
- Piet Meyer, der als umtriebiger Verleger für die schöne Publikation sorgte.
Alle vier glänzen in und mit dem Buch. Allen voran Curt Glaser, von dem der Bericht stammt, den er direkt nach seinem Besuch bei Edvard Munch schrieb und der unter dem Titel „Zu Besuch bei Munch“ in der von Bruno Cassirer in Berlin herausgegebenen Zeitschrift „Kunst und Künstler“ schon am 6. März 1927 veröffentlicht wurde. Diese Rasanz der Ereignisse zeigt, wie interessant und bedeutsam das Treffen von Curt Glaser und Edvard Munch damals war und wie es heute – dank der Arbeiten von Andreas Strobl – wieder ist. Denn das Wirken von Curt Glaser wurde durch die Forschungen von Andreas Strobl u.a. im Munch-Museum in Oslo und der Veröffentlichung im Piet Meyer Verlag ab 2007 für die Allgemeinheit erst richtig publik und wieder neu erschließbar.
Leider wurde der Verlag im September 2021 aufgelöst und Piet Meyer, der Meister der kleinen Bücher „die etwas Substantielles bringen“, hat seine verlegerischen Tätigkeiten eingestellt (www.pietmeyer.ch). Dennoch ist das Buch von Curt Glaser (und Andreas Strobl) im Antiquariat erhältlich und für Munch-Fans eine Pflichtlektüre.
Inhalt
Das Buch sagt viel über Edvard Munch und einige seiner Zeitgenossen aus und es charakterisiert das gesellschaftliche Leben in der damaligen Zeit sehr gut.
Aufmachung und Inhalt des Buches passen sehr gut zusammen. Auch sind die spannend zu lesenden informativen Texte mit 5 (z.T. farbigen) Munch-Gemälden und 7 Schwarz-Weiß-Fotos bestückt, so dass viele nicht so bekannte Informationen in Wort und Bild gut zum Ausdruck kommen. Damit ist das Buch ein herausragendes Dokument der Zeitgeschichte und eine Perle in jedem Munch-Archiv. Vor allem die historische Einordnung von Curt Glaser, seine Bedeutung für Edvard Munch und die vielen Details in Munchs Lebenslauf hat Andreas Strobl exzellent recherchiert und kommentiert. Deshalb kann man sogar behaupten, dass er mit der Veröffentlichung des Buches 2007 wesentlich zum Revival von Munch beigetragen hat.
Fazit
Im Klappentext heißt es: Der „letzte Besuch“ von Curt Glaser bei seinem „Freund“ Edvard Munch in Ekely wird „auf sehr schöne, persönlich-anrührende und kunsthistorisch interessante Weise“ dargestellt und von Andreas Strobl wunderbar eingeordnet. Diese Huldigung der Autoren muss den Verleger mit einschließen, weil auch er ganz im Sinne von Edvard Munch tätig war. Ein solch starkes Quartett bzw. eine solche „Viererbande“ findet man in der aufklärerischen Munch-Literatur selten!
Curt Glaser: Zu Besuch bei Edvard Munch in Ekely – 1927. Basel: Piet Meyer Verlag, 2007, ISBN 978-3-905799-01-9