Bericht von Edmund A. Spindler
Am 11. Juni 2022 wurde das neu erbaute Nationalmuseum in Oslo von Königin Sonja eröffnet. Die Einweihungsfeier fand bei bestem Sommerwetter im Hof des neuen Museums mit der gesamten Königsfamilie und mit führenden Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft statt. Die vielen geladenen Teilnehmer erlebten fast eine Stunde lang eine perfekt inszenierte Veranstaltung mit kurzen Reden und mitreißenden Musikaufführungen.
Auch ich hatte das Glück, dabei zu sein und konnte Dank eines weitsichtigen Kunstfreundes, der mir spontan eine Eintrittskarte schenkte, das schöne und reich bestückte Kunstmuseum schon am Eröffnungstag und am gesamten Wochenende besichtigen.
Das Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design in Oslo ist das größte Museum in Skandinavien. Es kam zustande, nachdem schon 2003 das Architekturmuseum, das Museum für Volkskunst und die Nationalgalerie zu einem neuen Museum unter einheitlicher Leitung zusammengefasst wurden. Im Nationalmuseum sind nun die wichtigen Werke von Edvard Munch, die früher in der Nationalgalerie gezeigt wurden, im 1. Stock im großen „Munch-Saal“ (Raum 60) ausgestellt. Auch weitere große Werke der europäischen Malerei sind im Nationalmuseum prominent vertreten. Zum Beispiel gibt es einen eigenen Raum zum Expressionismus (Raum 67). Bei der Eröffnungsausstellung konnte man 32 Munch-Bilder besichtigen, die – wie es früher üblich war – von mächtigen Bilderrahmen umgeben sind.
Insgesamt ist das Nationalmuseum in Oslo eine hervorragende Fundgrube zur Kunst und Kultur. Das Museum gibt vor allem einen guten Überblick zur Malerei in Europa, bis hin zur „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci, die man auch in Oslo besichtigen kann.
Das dreistöckige, hochwertige Gebäude wurde von der deutschen Arbeitsgemeinschaft Kleihues + Schuwerk für 600 Mio. Euro an der Akerbrygge neben dem Gebäude des Norwegischen Nobelkomitees und in direkter Nachbarschaft vom Rathaus in Oslo gebaut.
Das neue Museum hat 86 Räume und eine Ausstellungsfläche von 54.000 m². Auffällig ist die städtebaulich gut eingebundene massive Bauweise mit relativ hohen Räumen und großen Fenstern und den offenen Durchgängen zu den geschickt gestalteten Innenhöfen. Es fällt auch auf, dass mit edlen Materialien gebaut wurde und an Alabasterplatten in der Fassade und im Sanitätsbereich nicht gespart wurde.
Schon von der Qualität des Gebäudes gehört das Nationalmuseum zu den großen Top-Museen in der Welt und Oslo zu den begehrten Kunst- und Kulturmetropolen. Dieser Superlativ kann auch für Edvard Munch gelten, der mit insgesamt 58 ikonischen Bildern im Nationalmuseum gut vertreten ist und die Verwaltung dieser wertvollen Werke in kollegialer Abstimmung mit den Experten des Munch-Museums erfolgt. Neben dem Munch-Museum, das im Oktober 2021 neu eröffnet wurde, ist das Nationalmuseum in Oslo wieder einmal mehr zu einem wichtigen Bezugspunkt für Munch-Fans in Norwegen geworden.
Bei einem möglichen Hardware-Vergleich der Gebäude des kommunalen Munch-Museums mit dem staatlichen Nationalmuseum wird deutlich, dass beide einen hohen funktionalen (und hoffentlich auch ökologischen) Standard erreicht haben, aber das Nationalmuseum wesentlich qualitativer, großzügiger und erhabener auf die Besucher wirkt. Dies zeigt sich nicht nur im Garderoben- und Sanitärbereich, sondern vor allem in der Raumgröße, der Bodengestaltung, der Farbwahl und in der Bestuhlung.
Für echte Munch-Fans ist dieses Ranking jedoch zweitrangig, weil in beiden Museen der erstklassige Standard von Edvard Munch überwiegt und voll zur Wirkung kommt.
Ab jetzt gilt: Ab nach Oslo!