Oslo 2021: MUNCH-Museum


Bericht von Edmund A. Spindler

Am 22. Oktober 2021 ist das neue Munch-Museum in Oslo vom norwegischen Königspaar König Harald und Königin Sonja (beide 84 Jahre alt) offiziell eingeweiht worden.

In direkter östlicher Nachbarschaft zur Oper hat die Stadt Oslo im ehemaligen Containerhafen Bjorvika ein spektakuläres Gebäude mit 13 Etagen für 300 Mio. Euro errichtet. Gegenüber dem alten Munch-Museum, das 1963 zum 100.Geburtstag von Edvard Munch im nordöstlichen Stadtteil Toyen gebaut wurde, ist das neue Munch-Museum mit einer Bruttofläche von 26.000 m² fünf Mal so groß und sowohl innen als auch außen moderner, sicherer und erlebnisreicher ausgestattet. – Mehr MUNCH geht nicht!

Schon 1940 vererbte der Maler Edvard Munch (1863-1944) seinen Nachlass mit rund 27.000 Kunstwerken und Tausenden Zeichnungen, Drucken, Skulpturen, Fotografien und Briefen an die Stadt Oslo. Munch war unverheiratet und kinderlos. Er hatte keine Bezugsperson für sein Erbe und offenbar wollte er, dass seine Werke in sichere Hände fallen und nicht von deutschen Nazis als „entartet“ zerstört werden. Anfangs war die Stadtverwaltung mit dem unsortierten und vieldeutigen Munch-Nachlass total überfordert. Mittlerweile hat sich die Beziehung zur modernen (expressionistischen) Kunst und zur exzentrischen Person von Munch positiv verändert, so dass das Geld für das neue Museum gut angelegt ist und dem talentierten Kunstgenie Edvard Munch voll gerecht wird.

Damit zieht Edvard Munch mit seinem norwegischen Künstlerkollegen Gustav Vigeland (1869-1943) gleich, der für seine über 200 lebensgroßen Skulpturen schon früh (1940) u.a. mit dem „Vigelandsparken“ von der Osloer Kommunalpolitik großzügig unterstützt und nachhaltig geehrt wurde.

Mit dem über 60 m hohen neuen Munch-Museum hat Oslo eine unübersehbare Attraktion erhalten. Die dunkel gehaltene, fensterlose und funktionale, wellenartige Fassade des Hochhauses, die an stabile Autobahn-Schutzplanken erinnert, weckt bei einigen Besuchern auf den ersten Blick den Eindruck, dass es sich um ein großes innerstädtisches Parkhaus mit Aussichtsplattform handeln könnte. Nur die oberen Stockwerke der Vorderfront sind mit einer Glasfassade versehen und nach Westen geneigt. Dieser architektonische Trick mit dem Knick in der Optik deutet auf eine Verbeugung des Museums gegenüber der urbanen und pulsierenden Innenstadt Oslos hin. Und in der Tat kann man sagen: Das neue Munch-Museum ist inhaltlich durchaus vergleichbar mit einem „Parkhaus“, in dem die Werke von Edvard Munch in ansprechender Form für die Öffentlichkeit geparkt, sprich ausgestellt, werden. Außerdem wird im Museum professionell geforscht und kommuniziert sowie die umfangreiche Sammlung von Edvard Munch weiter archivarisch aufbereitet und dokumentiert. Für Direktor Stein Olav Henrichsen ist das Gebäude mehr als ein traditionelles Museum. Das Munch-Museum soll auch ein Magnet für künstlerische und kulturelle Aktivitäten in Olso werden.

350 Mitarbeiter sind im neuen Munch-Museum beschäftigt. Sie alle können sicher sein, dass dieses Museum der Superlative viele Besucher anziehen wird und Oslo zu einer international bedeutenden Metropole der Kunst- und Kulturgenüsse weiter reift.

So wird als nächstes am 11. Juni 2022 der aufwändige Neubau der Nationalgalerie (neu: „Nationalmuseum“) Oslo in unmittelbarer Nähe des Osloer Rathauses eröffnet. Das Nationalmuseum Oslo ist die größte Kunstsammlung in Norwegen. Sie besitzt auch berühmte Bilder von Edvard Munch, z.B. eine Version des Schrei, sowie prominente Werke von Pablo Picasso, Vincent van Gogh, Claude Monet und Henri Matisse.

Ein erster Blick ins Museum

1. Etage: Eingang, Lobby, Gruppen-/Seminarraum, Aufgang zum Festsaal, Shop, Café, Garderobe (mit 364 Schließfächern), Toiletten, Aufzug und Rolltreppen

2. Etage: Personal und Festsaal

3. Etage: Bibliothek und Ausstellungsräume: Leben und Werke von Edvard Munch sowie 12 Themen, um Munch nahe zu kommen („The Tree of Knowledge“): Alone, To Die, The Scream, Love, Gender, Outdoors, Naked, Others, Oneself, In Motion, On the Surface and Variation.

Ziel: Munch für sich entdecken, denn auf Munch gibt es nicht nur eine Antwort; Annäherungen sind notwendig.

4. Etage: Der Schrei und Madonna sowie lebensgroße Porträts von Friedrich Nietzsche (1906), Torvald Stang (1909), Jappe Nilssen (1909), Daniel Jacobson (1908/9), Selbstbildnis (1904), Dagny Jual Przybyszewski (1903)

5. Etage: Personal

6. Etage: Green Room „Giftig/Poison“ und Großformate: MUNCH MONUMENTAL

7. Etage: Blick auf die Großformate (von oben durch ein Panoramafenster, quasi als internes „Schaufenster“) Druck-Kunst und Selber-Drucken Ekely und Video auf dem Flur „Lebenslinie“ von Edvard Munch (mit Röngtenbild von 1902 vom verletzten linken Mittelfinger)

8. Etage: Personal

9. Etage: Tracey Emin (*1963, England) Ihre neue Skulptur soll 2022 vor dem Munch-Museum aufgebaut werden.

10. Etage: Tracey Emin Aussichtsplattform unter Glas

11. Etage: Aussichtsplattform unter Glas Rolf Stenersen (1899-1978): Einfluß von und auf Edvard Munch Die Stenersen-Sammlung wird seit 2015 vom Munch-Museum verwaltet. Lebensgroßes Porträt von Ingeborg Gront (1912) „Ingeborg in Green“

12. Etage: Offene Aussichtsplattform und Restaurant

13. Etage: Sky Bar mit Aussichtsplattform (60 m Höhe)


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