Edmund A. Spindler
Nicht jedes Kunstwerk ist ein „Meisterblatt“. Aber das, was in Ingelheim vom norwegischen Maler und Graphiker Edvard Munch (1863-1944) gezeigt wird, hat diese Auszeichnung verdient. In der Ausstellung „Edvard Munch. Meisterblätter“ werden im Rahmen der Internationalen Tage vom 1. Mai bis zum 10. Juli 2022 insgesamt 80 Kunstwerke präsentiert, die einen guten Eindruck von Munchs druckgrafischer Meisterschaft geben. Hierzu gibt es auch einen schönen Katalog im Hirmer Verlag, der in Zusammenarbeit mit Uwe M. Schneede (*1939), dem früheren Direktor der Hamburger Kunsthalle und ausgewiesenen Munch-Kenner, zustande gekommen ist.
Die Ausstellung selbst findet im Kulturforum Ingelheim im Alten Rathaus in Nieder-Ingelheim in 5 Räumen statt. Der Eintritt beträgt 7,00 €. Sie ist übersichtlich gestaltet und wird (im Katalog) in acht thematischen Gruppen erläutert:
• Anziehung
• Hingabe und Loslösung
• Selbst und Freunde
• Melancholie
• Einsamkeit
• Erinnerung
• Liebe, Schmerz, Tod
• Der schöpferische Akt.
Alle Munch-Werke (Radierungen, Lithografien, Holzschnitte und Hektografien) sind Unikate und auch seltene Bilder aus Privatsammlungen, die namentlich nicht genannt werden, sind zum Gegenstand der Ausstellung geworden.
Der Holzschnitt „Der Schrei“ (1895) und die Lithografie „Madonna“ (1895/1902) sind die bekanntesten druckgrafischen Blätter von Edvard Munch. Außerdem sind der „Kuss“ (1897), die ausdrucksstarken Porträts von August Strindberg (1896), Hendrik Ibsen (1902) und Frederick Delius (1922) sowie viele Motive zum Mann/Frau-Verhältnis und zum Umgang mit dem Tod zu sehen. Herausragend ist auch der selten gezeigte Holzschnitt aus der Hamburger Kunsthalle „Die Blume des Schmerzens“ (1898), die den „schöpferischen Akt zum Thema macht“, wie es im Katalog heißt.
Die Kulturredakteurin der Allgemeinen Zeitung Mainz, Johanna Dupré, hat mit ihrem Artikel „Die Macht der Gefühle“ am 30. April 2022 sehr schön und inhaltlich prägnant auf die Ausstellung hingewiesen (s. Anlage).
Ein Besuch der Ausstellung in Ingelheim lohnt (www.internationale.tage.de). Sie ist aktuell für Munch-Fans (neben Wien [1], London [2], Oslo [3] und Paris [4]) ein deutsches Highlight und ein großes Dankeschön für das Kulturengagement von Boehringer Ingelheim Wert!
Literatur
Luckhardt, Ulrich (Hrsg.): Edvard Munch. Meisterblätter. Mit Texten von Uwe M. Schneede. Katalog zur Ausstellung der Internationalen Tage 2022 in Ingelheim. München: Hirmer Verlag, 2022, ISBN 978-3-7774-3984-6
Termine
1 Wien | Albertina: Munch. Im Dialog, 18.2.-19.6.2022
2 London | The Courtauld Gallery: Edvard Munch. Masterpieces from Bergen, 27.5.-5.9.2022
3 Einweihung des Nationalmuseums in Oslo mit dem neuen Munch-Saal am 11.6.2022
4 Paris | Musée d‘Orsay: Edvard Munch. Ein Liebesgedicht über Leben und Tod, 20.9.2022-22.1.2023
Berichte
Die Macht der Gefühle — Bericht Allgemeine Zeitung, 30. April 2022
Ein Virtuose der Kammermusik — Bericht Allgemeine Zeitung, 3. Mai 2022
Hektografierte Emotion — Bericht Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Mai 2022
Comeback mit Munch ist geglückt — Bericht Allgemeine Zeitung, 9.Juni 2022